Welche Rolle hat die Deutsche Bundeswehr in Kriegszeiten? | Kulturzeit

Deutschland müsse wieder kriegstüchtig werden, forderte Bundesverteidigungsminster Boris Pistorius am 29. Oktober 2023 in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte“, sagte er. „Kriegstüchtig“, dieses Wort ist seitdem in aller Munde. Doch kriegstüchtig gemacht werden sollen nach Pistorius‘ und den Wünschen führender Militärs nicht allein die Bundeswehr, sondern unsere gesamte Gesellschaft.

Dabei ist das Verhältnis der Deutschen zur Bundeswehr ein schon beinahe schizophrenes, sagt der Sicherheitsexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München. Auslandseinsätze der Bundeswehr seien falsch kommuniziert worden. Die Soldaten seien als Demokratiebringer, Brunnenbauer dargestellt worden. Es sei ein großer Fehler, den Deutschen jahrzehntelang nicht zugemutet zu haben, dass der Kernauftrag der Bundeswehr im Kämpfen und Töten liege - und möglicherweise selbst getötet zu werden.

Roderich Kiesewetter, Bundestagsabgeordneter, Oberst a.D. und Verteidigungspolitiker der CDU, fordert ein Nachdenken über Formen der Wehrpflicht. Eine Bundeswehr im Krieg brauche mehr Soldaten. Selbst an den Schulen müsse man sich auf das Schlimmste vorbereiten und den Ernstfall proben, sagt er.

Der Sozialpsychologe Harald Welzer vermisst in der Debatte den Begriff Frieden, eine mittel- sowie langfristige Perspektive. Unter dem Eindruck der Forderung der Kriegstüchtigkeit verschwinde, dass man eigentlich friedenstüchtig sein müsste.

3sat-„Kulturzeit“ mit einer Reportage über die neue Rhetorik der Bundeswehr.

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